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Liebe ist bedingungslos, Beziehung nicht.


 

Der Versuch einer systemischen Betrachtung

von Nadin Matthews / www.dogument.de


Wieder einer dieser gemeinsamen, ruhigen Abende. Kein aufwendiges Dinner, kein Styling vorher, kein Abschminken danach, keine unbequemen Schuhe. Früher hätte sie um diese Zeit im Bad gestanden oder ihren Kleiderschrank durchwühlt. Sie wäre mit ihren Freundinnen losgezogen und hätte gesucht, um dann doch nicht zu finden. Auf einem ihren zahlreichen Internetausflüge ist es dann passiert. Sie hatte ihn gegoogelt und sich direkt in sein Bild verliebt. Über Wochen ist sie täglich auf die Seite mit seinem Foto gegangen, um ihn anzusehen. In Gesprächen mit ihren Freundinnen gab es für sie nur noch dieses eine Thema. Aus der Schwärmerei wurde Ernst. Sie hat die Initiative ergriffen und ist zu ihm gefahren. Das ist jetzt sechs Jahre her. Seitdem leben die beiden zusammen. Sie verbringen ihre Abende gemeinsam, am Wochenende machen sie Ausflüge. Manchmal wünschte sie sich, ihn schon früher getroffen zu haben. Sie fragt sich, wo er früher gelebt hat und was er dort erlebt hat.Sie sagt, dass sie ihn liebt.


Am Anfang ihrer Beziehung hatte sie ihm oft von ihrem Tag erzählt und gefragt, wie der seine war. Mittlerweile haben sie Routine, die Abläufe genügen sich selbst als Erklärung. Sie kennen einander, ein Blick genügt. Nicht immer ist es leicht in ihrer Partnerschaft, aber an Abenden wie diesen sind sie sich einig. Gemütliche Klamotten, das Sofa, die Decke und der Fernseher. Zusammen sein. Nicht allein sein. An Abenden wie diesen ist sie sich sicher, sie braucht keinen Mann. Sie hat einen Hund.


Die Liebe und der Luxushund

Wenn Menschen heutzutage von ihren Hunden sprechen, wird deutlich, wie eng sie mit ihnen zusammen leben und wie wenige Unterschiede es zu menschlichen Beziehungen gibt. Hunde haben sich zunächst von draußen in unsere Häuser und dann in unsere Herzen geschlichen. Die Beziehung zwischen Menschen und Hunden ist nicht mehr nur über die Domestikation zu erklären. Von einigen seltenen Arbeitshunde oder reinen Prestigeobjekten mal abgesehen, leben sie mit uns in einem Familienverband. Und das, obwohl sie einer anderen Art angehören. Sachlich gesehen ist es leichter, Gründe gegen die Haltung eines Hundes zu finden als tatsächlich dafür. Sie haben keinen offensichtlichen Nutzen, sie riechen nicht immer gut, haben Parasiten, lassen sich von uns durchfüttern, müssen tierärztlich versorgt werden und benehmen sich häufig daneben. Ein deutscher Hund macht durchschnittlich in seinem Leben einen Umsatz von 10.000.- €. Wir zahlen gern und nehmen sämtliche Umstände in Kauf. Ich selbst zum Beispiel fahre ein Auto, das ich nicht mag und das nur, weil unsere vier Hunde darin auch auf weiten Strecken ausreichend Liegekomfort haben.


Hunde sind die besseren Verhaltensforscher

Die Hunde haben sich gut auf das Leben mit Menschen eingestellt. Sie sind keine Wölfe mehr und ihr natürlicher Lebensraum ist nicht der Wald, sondern die Nähe zum Menschen. Es gibt verblüffende Entsprechungen zwischen menschlicher und hundlicher nonverbaler Kommunikation. Auch wenn Menschen viel mit Hunden sprechen, so genießen sie doch die ausschließlich analoge Kommunikation der Hunde. Hunde sagen nicht, dass sie sich freuen, sie zeigen es uns. Wir empfinden Glück, wenn Hunde frei miteinander laufen und spielen. In einer Untersuchung haben Wissenschaftler herausgefunden, dass sich Hunde mehr für die Mimik eines Menschen interessieren als es die uns genetisch näheren Menschenaffen tun. Man könnte sagen, Hunde sind die besseren Verhaltensforscher. Sie können uns einschätzen, erspüren Stimmungen und haben darüber hinaus viel Zeit, um uns zu beobachten und ihre Vorteile daraus zu ziehen. Erstaunlich ist, welche Nähe sich Menschen und Hunde gegenseitig gewähren. Wo es innerhalb der eigenen Art durchaus eine Individualdistanz gibt, scheint sie zwischen Mensch und Hund nahezu aufgehoben. Wir lassen einen fremden Hund teilweise dichter an unseren Körper als wir es bei einem uns bekannten Menschen zulassen würden.


Konflikte sind allgegenwärtig

Wie in jeder anderen Beziehung gibt es Missverständnisse und auch Konflikte. Dort, wo man eng zusammen lebt, entsteht Reibung. Die Art und Weise, wie Konflikte ausgetragen werden, verrät viel über die Beziehung. Nach der anfänglichen Schwärmerei in einer Partnerschaft kommt häufig die erste Ernüchterung. Die Verschiedenheiten und Schwächen des anderen werden deutlich. Nicht alle Erwartungen können erfüllt werden. Hunde sind Hunde und werden sich immer als solche verhalten. Beide Seiten versuchen sich gegenseitig zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Ein normaler Prozess. Menschen versuchen ihre Hunde über Erziehung zu verändern und nach ihren Erwartungen zu formen. Je nach Hundetyp gelingt dies mal besser und mal schlechter. Es ist zum Beispiel schwierig, einem Husky zu erklären, dass er sich auf dem Spaziergang ohne Leine nur für seinen Menschen interessieren soll, weil dieser ein großes Nähebedürfnis hat. Für Menschen, die gern allein sind (auch auf einem Spaziergang) ist es hingegen der ideale Hund. Aber ist die Rasse allein der Grund, warum sich Mensch und Hund mit einer Leine aneinander gebunden, sich gegenseitig ziehend durch den Wald bewegen? Und wieso tolerieren wir soviel, wenn doch wir diejenigen sind, die sich für oder gegen einen Hund entscheiden können? Manche Menschen drehen sich nur noch um den Hund. Und wollen für jede seiner Aktionen eine klar umrissene Begründung.


Lineare Erklärung für komplexe Beziehung?

Warum macht er das? Diese Frage ist bei Hundehaltern sehr beliebt, aber gleichermaßen schwierig zu beantworten. Sie zielt darauf ab, dass es den einen Grund oder die eine Ursache für Verhalten geben muss.

Schaut man sich aber die Komplexität sozialer Kommunikation an, so wird die Beantwortung unmöglich. Warum verhält sich ein Hund aggressiv an der Leine? Weil er nie ohne Leine läuft und deshalb frustriert ist. Weil er seinen Besitzer oder sein Territorium verteidigt. Weil er grundsätzlich unausgelastet ist und nur 10 Minuten vor die Tür kommt. Weil er sich zur Zeit in der Pubertät befindet und seine Hormone ihn verwirren. Weil seine Besitzerin Angst vor anderen Hunden hat und sich dementsprechend unsicher verhält. Weil er das mitgeführte Futter oder seinen Ball verteidigt. Weil er als junger Hund einen Beinbruch und keinen Kontakt zu Artgenossen hatte oder aktuell unter Schmerzen leidet. Weil seine Besitzer ihn ungewollt dafür belohnen. Weil er aufgrund seiner Rasse ein höheres Aggressionspotenzial Artgenossen gegenüber hat. Ja, das ist alles richtig oder könnte es sein und es gäbe noch andere Faktoren, wenn auch nicht Gründe, die hier zu nennen wären. Sie allein sind es aber nicht. Faktoren haben in einem System Auswirkungen, wie ein Stein, der ins Wasser fällt und seine Kreise zieht. Sie rufen Reaktionen hervor, die wiederum Aktionen darstellen, auf die reagiert wird. Wie in einer Spirale, bedingt das eine das andere. Am Ende wird deutlich, dass es keinen greifbaren Anfang gibt und das Ergebnis übersummativ ist. Es ist durch die Kommunikation ein Mehr entstanden.

Welche Auswirkung bereits eine kleine Veränderung der Umweltbedingungen hat, zeigt ein Beispiel aus dem Jahr 2000. Dort gab es einen fürchterlichen Vorfall, bei dem ein Kind in Hamburg von einem Staffordshire Terrier getötet wurde. Daraufhin gab es eine neue gesetzliche Verordnung und alle Staffs mussten mit Leine und Maulkorb geführt werden. Natürlich gab es keine Zeit, die Hunde vernünftig an einen Maulkorb zu gewöhnen und dementsprechend schlecht kamen die Hunde damit zurecht. Hunde, die es gewohnt waren, frei zu laufen, mit Artgenossen zu spielen, wurden nun an der Leine an den anderen vorbeigeführt. Menschen haben aus Angst um ihre Kinder die so genannten Kampfhunde und ihre Halter auf der Straße bepöbelt. Auch die Presse hatte ihr Feindbild gefunden und tat ihr übriges. Eigentlich gab es nur eine kleine gesetzliche Veränderung, dennoch hatte sie große Auswirkung auf die betroffenen Mensch-Hund-Systeme und maßgeblich auf das Verhalten der Hunde. Zudem ging der Ärger weiter, Diskussionen um Hundeführerscheine und ausgewiesene Auslaufflächen sind das derzeitige Ergebnis. Doch ist der Anfang dieser Veränderung wirklich der tragische Vorfall? Oder drückte die starke Reaktion der Öffentlichkeit bereits vorhandenen Ärger oder Ängste gegenüber Hunden aus?


Der Hund als Symptomträger

Hunde leben nicht in einem luftleeren Raum, sie sind Teil einer sozialen Gruppe, innerhalb derer sie interagieren. Sie etablieren individuelle Beziehungen und Rollen, von denen sie abhängig sind und über die sie ihr Selbstbild entwickeln. Sie kommen mit unterschiedlichen Charakteren, rassespezifischen Potenzialen und Talenten und der genetischen Grundausstattung eines Hundes zur Welt. In der Regel wachsen sie in unseren Breitengraden in Abhängigkeit des Menschen auf. Ihre Umwelt ist so wandelbar und flexibel wie die unsere. Dafür sind sie mit einer großen Anpassungsfähigkeit und einem komplexen Lernverhalten ausgestattet.

Bevor man ein problematisches Verhalten eines Hundes erklären kann, müsste man zunächst die einzelnen Interaktionspartner in dieser Konfliktsituation und die Umweltbedingungen beschreiben können. Erst in der kommunikativen Schnittmenge zwischen Mensch und Hund findet man Hinweise auf Veränderungspotenzial. Ein Problem beginnt erst dann, wenn es empfunden wird und an dieser Stelle kommt der Mensch ins Spiel. Sicherlich ist das andere Ende der Leine nicht Schuld an den Schwierigkeiten, aber es ist beteiligt. Wir sind die, die ein Problem haben, wenn ein Hund bespielweise jagen geht, nicht der Hund. Der wundert sich wahrscheinlich mehr über unser seltsames Verhalten im Wald.


Ein Hund ist ein Hund, ist ein Hund.

Schaut man sich den Hund an, so könnte man grundsätzlich beschreiben, dass er genetisch und biologisch betrachtet ein Lauftier, ein Jäger und ein Langstreckentraber ist. Darüber hinaus lässt sich die Rasse unter die Lupe nehmen. Wofür wurden die Hunde gezüchtet, welche Besonderheiten bringen sie mit? Ein Border Collie ist kein Bullmastiff. Wir haben glücklicherweise über 400 Rassen gezüchtet, damit man sich das zu einem passende Problem aussuchen kann. Das Alter und die hormonelle Entwicklung können ebenfalls wichtig sein. Was hat er gelernt und erfahren? Wie wurde er sozialisiert und erzogen? Wie wird er gehalten? Darüber hinaus wäre ein Blick auf seine Umweltbedingungen von Nöten. Es ist sicherlich unproblematischer, einen bellfreudigen Spitz auf dem Land in Alleinlage zu halten, als in der Zwei-Zimmer-Wohnung in einer Großstadt.


Anschaffungsgründe und die Erwartungen

Die fachliche Beobachtung und Beschreibung eines Hundes ist bereits ein großes Projekt, wenn nun auch der Mensch dazu kommt, wird es wirklich bunt.

Die Gründe, sich einen Hund anzuschaffen, können mannigfaltig sein. Die Funktion des Hundes hat sich vom Arbeitshelfer hin zum Sozialpartner geändert. Im Prinzip bieten Hunde eine Projektionsfläche für alles. Sie können helfen, sich nicht einsam zu fühlen oder auch andere Menschen kennenzulernen. Sie geben menschlichen Paarbeziehung mehr Verbindlichkeit, dienen als Kind- oder auch Enkelkindersatz. Sie können ein Teil der Freizeitbeschäftigung darstellen oder ein Stück Natur sein, das man sich ins Haus holt. Sie bleiben im Haus, selbst wenn sie erwachsen sind und man kann sich um sie kümmern, sie streicheln oder sie umsorgen. Man kann über sie seine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen, sie unterstreichen und seine Gefühle ausleben. Man kann sie erziehen, wie man selbst erzogen wurde oder alles besser machen. Sie schützen Menschen, die ängstlich sind. Manchmal dienen sie auch als verlängertes Ich und verhalten sich so, wie sich Menschen nie trauen würden sich zu verhalten.


Die jeweilige Funktion des Hundes bestimmt die Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Sie geht einher mit Erwartungen an den Hund. Sie kann sogar den Erziehungsstil festlegen. So können manche Menschen versuchen, alles am Hund wieder gut zu machen, was ihnen bei anderen nicht gelungen ist oder sie finden im Hund jemanden, demgegenüber sie ihre Macht demonstrieren können, jemand, der auf sie hört.

Es geht an dieser Stelle nicht um eine Bewertung, sondern darum, aufzuzeigen, wie individuell eine Mensch-Hund-Beziehung ist. Wenn es nun zu Schwierigkeiten kommt, lassen sich diese nicht einfach durch die Arbeit am Hund verändern.


Kennst Du einen, kennst Du alle?

Nehmen wir als plakatives Beispiel eine Szene aus der Welpengruppe. Menschen, die sich eigentlich nichts zu sagen haben, treffen sich durch ihren Hund jeden Samstag auf einer eingezäunten Wiese. Nun stehen sie da, groß und klein, mit ihren unterschiedlichen Hunden, die momentan noch eines vereint: alle sind irgendwie niedlich und quirlig und die kleinen Mädchen, die an der Hand ihrer Mutter mit in die Welpengruppe gekommen sind, schreien ständig nur „ist der süß“! Tatsächlich findet natürlich jeder seinen eigenen Hund am besten, wie sollte es anders sein. Und dennoch gibt es große Unterschiede zwischen den Menschen, die jedes Wochenende in die Gruppe pilgern. Sie hatten unterschiedliche Motive, sich einen Hund anzuschaffen und ihre Erwartungen liegen zum Teil meilenweit auseinander.

Eine Familie hat sich einen Labradorwelpen gekauft, die Kinder sollen mit einem Hund aufwachsen und spielen können. Die Eltern freuen sich auf die gemeinsamen Spaziergänge mit dem Hund in der Natur. Die Familie scheint nun komplett, Eltern, zwei Kinder und ein verspielter Labrador Retriever. Der Anschaffungsgrund impliziert bereits die Erwartungen der Eltern an den Hund. Er soll lieb sein. Das ist die Hauptaufgabe eines Familienhundes und aus Sicht der Familie nachvollziehbar. Genetisch gesehen ist auch ein Retriever ein Hund. Rassespezifisch arbeitet er auf der Jagd nach dem Schuss, apportiert erlegtes Wild und wird vor allem zur Entenjagd eingesetzt. Er soll einerseits leichtführig, andererseits körperlich unempfindlich und selbständig sein. Sein Aggressionspotenzial ist im Vergleich zu manch anderer Rasse als eher niedrig einzustufen. Die Familie hat mit der Rasse zunächst keine schlechte Wahl getroffen.

Ein weiterer Besucher der Welpengruppe ist ein Jäger mit seinem Deutschen Jagdterrier. Der Kleine soll später zur Jagd auf Wildschweine, Füchse und Dachse eingesetzt werden. Die notwendigen Fähigkeiten dafür bringt er bereits mit. Er ist als Terrier in der Lage, sich ohne Vorlauf in einer jagdlichen Situation zu verlieren und ein Tier zu attackieren, das größer ist als er selbst. Sollte sich dieses Tier wehren und den Terrier angreifen, läuft dieser nicht weg, sondern schaltet vom Jagdmodus in Aggressionsverhalten um. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass ein Deutscher Jagdterrier im Vergleich zum Labrador ein großes Aggressionspotenzial mitbringt. Darauf ist der Jäger nicht nur vorbereitet, es beschreibt sogar seine Erwartung an seinen kleinen Begleiter.

Nun kommt es zu einer kurzen Übung, die sicherstellen soll, dass sich der Hund im Notfall eine gefundene Beute wegnehmen lässt. Die Trainerin wirft eine Kaustange in die Runde, die Hunde dürfen darauf herumkauen und die Hundehalter sollen nach einigen Minuten versuchen, ihrem angeleinten Hund die Beute wegzunehmen. Die Familie mit dem Labrador kommt als erste dran. Sie erwarten kein Problem und so nähern sie sich ihrem Welpen an durchhängender Leine. Dieser erscheint sehr beglückt über seine Situation mit der Kaustange und versucht diese aufrechtzuerhalten, springt beim Versuch der Annäherung beiseite. Dies wiederholt die Familie mehrfach und der Kleine sichert jedes Mal die Beute. Mindestens einer lernt etwas. Nun nehmen sie die Leine kurz und gelangen an ihren Hund und die Kaustange, doch bei dem Versuch sie wegzunehmen, macht der Welpe ein kleines Geräusch, das man gemeinhin Knurren nennt. Was jetzt passiert, ist sehr entscheidend. Es kann sein, dass die Familie zurückschreckt, weil sie damit nicht gerechnet hat. Der Labrador mit seinen 10 Wochen verhält sich wider ihren Erwartungen aggressiv und hat damit Erfolg. Sie könnten aufgrund dessen zukünftig die Situation mit der Kaustange vermeiden, um nicht wieder mit dem falschen Bild konfrontiert zu werden. Nun ist der Jäger mit seinem Terrier an der Reihe. Er weiß um die Fähigkeiten seines Hundes und wäre wahrscheinlich enttäuscht, wenn der Kleine in dieser Situation freundlich wäre. Andererseits weiß er auch, dass der Hund lernen muss, sich ihm gegenüber nicht aggressiv zu verhalten. Er geht also bereits von vornherein anders in den Konflikt. Er zieht seinen Welpen an der Leine heran, packt ihn so, dass er nicht gebissen werden kann und holt sich unmissverständlich die Kaustange. Die Versuche des Terriers dagegen unterbindet er im Ansatz. Lächelt dann aber und freut sich über die Hartnäckigkeit seines Hundes. Schließlich will er ihn so haben. So könnte letztendlich bei diesem Gedankengang herauskommen, dass der Labrador mit der genetisch „schlechteren“ Ausstattung im Aggressionsbereich eine Futteraggression entwickelt und der Deutsche Jagdterrier in diesem Bereich keine Probleme zeigt. Das genetische Potenzial allein ist nicht entscheidend. Die Anschaffungsgründe, die Erwartungen an den Hund und der Erziehungsstil des Menschen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.


Vielfalt ist die Wirklichkeit

Alles hat mit allem zu tun. Wenn es um nachhaltige Veränderung in einer Beziehung geht, muss vieles hinterfragt werden. Die Mensch-Hund-Beziehung lässt sich glücklicherweise nicht auf die Lerntheorie reduzieren und unterliegt einem permanenten Wandel. Hunde lösen bei uns Menschen Gefühle aus. Wir empfinden Glück und Vertrautheit, können wütend auf sie sein oder unter ihnen leiden. Wir träumen manchmal von ihnen, machen uns Sorgen, sind ärgerlich oder stolz auf sie. Konflikte gehören zu einer engen Beziehung dazu. Nicht alle müssen gelöst werden. Außerdem gibt sie. Diese gemeinsamen, ruhigen Abende. An denen sie sich einig sind, Mensch und Hund. Gemütliche Klamotten, das Sofa, die Decke und der Fernseher. Zusammen sein. Nicht allein sein.




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